ADHS Schule und Legasthenie – bei dieser Kombi richtig unterstützen!

Irgendwo las ich neulich zum Thema ADHS Schule und Legasthenie die Überschrift: Eine unheilvolle Kombi! Mit solchen Wörtern hab ich’s nicht so. Unheilvoll wirkt so bedrohlich und tatsächlich erleben es Kinder und Eltern teilweise so. Das ist schade! Schnell verfestigen sich dann Ängste und negative Überzeugungen. Was ich niemandem verübeln kann, der im System steckt.
Schauen wir uns lieber mal an was wir tun können, damit die Kids mit der Sache klarkommen!

ADHS Schule und Lernen

ADHS Schule und Lernen passt das überhaupt zusammen? Je nachdem ob das H für die Hyperaktivität dabei ist oder ob das Kind eher verträumt ist, können die Auswirkungen anders sein.
Sobald jedoch eine Diagnose vorliegt, ist auch der Fokus da. Wird es dann im Klassenzimmer schwierig, kommt schnell der Ruf nach Ritalin. Was ich gut verstehen kann. Selbst Kleingruppen mit acht Kindern, in denen ein oder zwei betroffen sind, sind eine Herausforderung. Stehe ich nun vor 25 Kindern, von denen auch noch andere Schwierigkeiten haben, ist die Aufgabe ziemlich groß.
Und ganz ehrlich, ich habe Familien erlebt, die kamen mit einer Medikation nicht nur gut zurecht, die Medikation war für sie der Retter.
Aber ich habe auch andere Erfahrungen gemacht. Trotz Medikation waren die Themen ADHS Schule und Lernen eine Monster Herausforderung und es wurde immer schwieriger, je länger der Zustand ging.
Wie bereits im Artikel Hyperaktive Kinder eine andere Perspektive auf ADHS möchte ich auch hier wieder versuchen, eine andere Perspektive zu zeigen. Diese Perspektive erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Die gibt es in der Pädagogik nicht. Jedes Programm, das die Individualität durch Standardisierung ersetzt, ist mir suspekt. Es macht es zwar einfacher aber nicht besser. Solange Menschen verschieden sind, solange brauchen wir auch einen persönlichen Blick. Im Fernstudium zum Legasthenietrainer trage ich dem durch ein extra Modul Rechnung.

ADHS Schule und Legasthenie in der Praxis

Zunächst sollten wir unsere eigene Erwartungshaltung überprüfen. Ich weiß nicht, wie oft ich mit der Kopfhaltung: Oje, wie das heute wohl wieder mit XY wird . . . in die Stunde gegangen bin. Und genau so wurde es auch.
Mein Schlüsselerlebnis war einer meiner ADHS Schüler, der in meinen Augen immer störte, jede Stunde torpedierte und mit dem Schreiben nicht so richtig weiterkam, obwohl er die Strategien eigentlich beherrschte. Wir waren am Ende einer Stunde beide am Anschlag. Glücklicherweise war er schneller als ich.
„Immer soll ich es so machen, wie Du und die anderen Erwachsenen es wollen! Nie kann ich es so machen, wie ich es kann!“ Das saß. War ich echt so? Wie die anderen Erwachsenen? Schlimmer hätte es mich nicht treffen können. Ich mit all meinem pädagogischen Wissen und Fortbildungen?
Aber es brachte in meinem Kopf etwas in Bewegung.

Eine neue Perspektive

Nachdem ich diesen Vorwurf hatte sacken lassen und aus meiner Schmollecke herauskam, konnte ich die Sache anders beleuchten. Was war mein Anspruch gewesen? Klar! Das Kind sollte weniger Fehler machen und besser lesen. Dafür wurde ich ja schließlich bezahlt. Ganz offensichtlich funktionierte das nicht so gut bei Kindern mit ADHS.
Also nahm ich mir mal meinen Mindset vor. Was war denn wichtig für mich? Meinen Unterrichtsstoff an das Kind bringen. Klar! Aber auch, dass das Kind das Gelernte mitnimmt.
Zunächst einmal machte ich etwas in meinen Augen damals Esoterisches. Vor jeder Stunde stellte ich mir vor, dass die Stunde positiv verlaufen würde. So ganz authentisch. Dazu nahm ich eine positive Erinnerung an eine Stunde und stellte mir den Ablauf mit diesem Schüler vor. Das bewirkte zunächst, dass ich schon in einer ganz anderen Stimmung den Raum betrat. Und logischerweise reagierte das Kind anders. Hat ein paar Wochen gedauert, aber die Beziehungsebene wurde besser.
Das ist ein Schlüssel wenn wir Kinder – ob mit oder ohne ADHS – gut coachen oder trainieren wollen. Die Beziehungsebene muss stimmen. Dazu möchte ich Gerald Hüther zitieren:
„Die Erkenntnisse der Hirnforschung sind für das Verständnis von Entwicklungs- und Lernprozessen von zentraler Bedeutung. Gerade die Fragen, wie Menschen unter welchen Bedingungen lernen und wie die dabei gemachten Erfahrungen im Gehirn verankert werden, wurden durch die Neurobiologie neu bewertet.
Die Erkenntnis: Emotionalität und Beziehung sind für den Lernerfolg von besonderer Bedeutung. Informationen werden nur dann nachhaltig verankert, wenn zugleich auch emotionale Zentren im Gehirn aktiviert und vertrauensvolle Bindungen zu den Bezugspersonen aufgebaut werden können.“

Wie Beziehung im Umfeld ADHS Schule und Lernen gelingt

Ich gehe davon aus, dass Du mit den besten Absichten in Förderstunden, Unterricht oder die Hausaufgaben mit Deinem Kind startest, wie ich auch und trotzdem kommt der Punkt, an dem es eskaliert. Häufig reichen Empathie und guter Wille allein dann doch nicht.
Beziehungsaufbau auch in der für’s Kind vielleicht unbeliebten Lernsituation kann aber auf professionelle Füße gestellt werden.
Aktiv Zuhören und ein ganzer Strauß unterschiedlicher Fragetechniken sind zwei Säulen, auf die wir hier ein erfolgreiches Training aufbauen können. Eine dritte Säule, die ich sehr schätze, ist das Tool kreatives Problemlösen, das ich in Anlehnung an Thomas Gordon gerne nutze.
Mit Hilfe dieser Tools lassen sich gut die Bedürfnisse und Ziele eines Kindes erarbeiten und so kommen wir dann zu einer Lösung, die nicht nur von mir kommt, sondern die wir gemeinsam tragen. Das Gespräch wird auf Augenhöhe geführt!
Keine Missverständnisse: Es geht nicht darum, die Verantwortung abzugeben. Die hat in der Beziehung zum Kind, um es mit Jesper Juuls Worten zu sagen, immer der Erwachsene.

Kreative Beispiele aus meiner Praxis

Was kommt denn da raus bei solchen Gesprächen? Ein Kind brachte es nicht fertig, seine häuslichen Übungen zu machen. Wenn die Mutter nur ein Wort sagte, eskalierte die Situation. Durch Fragen und Aktiv Zuhören fand ich heraus, dass die ständigen Erinnerungen der Mutter ein solcher Trigger waren, dass nichts mehr ging.
Die Lösung: Er hat sich für jede Übung, die er machen wollte, eine kleine Notiz geschrieben. Die hat die Mutter ihm dann am passenden Tag auf seinen Schreibtisch gelegt. Nun kam die Erinnerung von ihm und er konnte sich darauf einlassen.
Einem anderen Schüler gelang es nicht die Stunde durchzuhalten, er war ein Künstler darin, endlose Diskussionen anzuzetteln. Die kosteten entweder die Hälfte der Unterrichtszeit oder ich sprach ein Machtwort und er machte lustlos mit, was den Lernerfolg auch nicht beflügelte.
Lösung: Er hatte das Gefühl, keine Kontrolle über die Stunde zu haben. Alles schien ewig zu dauern. Wir entschieden uns für eine kurze Checkliste, die er am Anfang der Stunde bekam und die er abhaken konnte.
Eine Zeit lang haben wir dann noch für einzelne Übungen die Dauer notiert und er war ganz erstaunt, wie wenig es war.

Passendes Arbeitsmaterial

Leider versuchen viele, das Problem von dieser Seite zu lösen. Was ist das beste Arbeitsmaterial bei ADHS und Legasthenie? Das ist aber mehr das Sahnehäubchen.

  1. Die Blätter sollten nicht zu voll sein. Lieber nur zwei Aufgaben in großer Schrift mit ausreichend Platz dazwischen.
  2. Pass das Material an die Interessen des Kindes an. Texte über Mindcraft können spannender sein als über das Schlaraffenland.
  3. Ist Schreiben ein motorisches Problem, versuche auch andere Übungen einzubringen, z.B. das Daumendiktat.
  4. Beim Textverständnis kannst Du Dir die Antwort auch mal diktieren lassen.
  5. Schreibübungen können in ein Spiel umgewandelt werden.
  6. Kinder mit ADHS haben oft eine niedrige Frustrationstoleranz. Wenn Du mit ihnen schreiben lernen willst, vermittle Erfolgserlebnisse. Dazu musst Du die Übungen an der Nullfehlergrenze des Kindes orientieren.
  7. Mach es nicht zu bunt. Kinder mit ADHS wandern gerne mit ihrer Aufmerksamkeit. Je schlichter das Material desto besser.

Konkret

  1. Überprüfe Deine Einstellung. Gehst Du schon mit einem negativen Gefühl in Unterrichtsstunden oder in die Hausaufgabensituation? Ändere das sofort! Du strahlst das aus und das überträgt sich.
  2. Finde über Fragen und Aktiv Zuhören die Bedürfnisse und Ziele des Kinder heraus.
  3. Erarbeitet gemeinsam eine Strategie!
  4. Gestalte das Arbeitsmaterial so, dass es Rücksicht auf die ADHS Problematik nimmt, siehe oben.
  5. Gehe niemals mit einem vorgefertigten Ergebnis an die Sache heran, denn dann versuchst Du zu manipulieren und das geht nach hinten los!

So, nun bin ich gespannt auf Deinen Kommentar zu diesem Artikel!

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