Seit 1999 Pokemon und Co Einzug in unsere Kinderzimmer hielten, haben Computerspiele sich sehr verändert.
Während wir uns früher mit Tennis und Fußball am Atari vergnügten und die weniger sportlichen unter uns mit PacMan durchs Labyrinth stürmten, binden die neuen Computerspiele ihre Helden in Geschichten ein.
Pokemon erschien als Serie im Fernsehen, es gab Kartendecks, mit denen ebenfalls gespielt und getauscht wurde. Ich erinnere mich noch an Namen wie Glumanda, Bisasam und Pikachu. Der kleine gelbe Kerl durfte in kaum einem Kinderzimmer fehlen.
Die Zahl der Spiele und Helden hat seitdem stark zugenommen. Es wird gezockt – Jugendliche und auch Erwachsene tauchen in Onlinewelten ab.
Auf der anderen Seite hören wir von Psychologen und Pädagogen, wie schädlich das alles ist und welche negativen Auswirkungen zu viel Computerspielen auf unsere Kinder hat.
Dazu las ich in einem Facebook Beitrag folgenden Satz:
Die Paranoia gegenüber digitalen Medien geht mir auf den Keks. Mal ganz unverblümt ausgesprochen.
Aida de Rodriguez (Elternmorphose)
Mir geht es genauso! Daher habe ich drei Tipps zusammengestellt, mit denen Du die Situation entspannen kannst:
1. Informiere Dich über Computerspiele
Wenn ich in Elternberatungen mit dem Thema zu tun habe, spüre ich bei vielen Eltern Angst und Sorge. Man liest von Studien, die belegen, dass Computerspiele dumm machen.
Lehrer berichten von Kindern, die sich nicht konzentrieren können, weil sie zu viel spielen. Kaum ein Monat vergeht, in dem nicht neue Meldungen die Schlagzeilen beherrschen.
In den Köpfen entsteht das Bild vom computerspielenden, dicken, völlig vereinsamten Nerd, der mit Chips und Cola den ganzen Tag vor dem PC hängt und zum Schulversager wird.
Martin Spitzer spricht in seinem Buch gar von digitaler Demenz. Eine in meinen Augen heftige Metapher, die völlig an dem vorbei zielt, um was es wirklich geht. Computer, Smartphones und soziale Medien sind in der Welt, in der unsere Kinder einmal arbeiten werden, Normalität.
Ob uns das gefällt, ist eine ganz andere Frage!
Wenn Du die Situation einschätzen willst, solltest Du alle Fakten kennen. Es gibt verschiedene Arten von Computerspielen. Schau Dir also an, was Dein Kind gerne spielen möchte und spiel mit ihm.
Viele Computerspiele sind besser als ihr Ruf!
Viele Ängste kommen einfach daher, dass Eltern zu wenig wissen und dass die Medien immer wieder in reißerischer Aufmachung über die neuen Spielmöglichkeiten berichten.
Es geht aber gar nicht so viel um Verbieten oder Erlauben sondern darum, wie Du Deine Entscheidung fällst. Verbietest Du den PC, weil es Dich nervt? Hast Du Dich wirklich informiert oder kennst Du nur Studien, die regelmäßig mit einem großen Knall veröffentlicht werden?
Bilde Dir Dein eigenes Urteil darüber. Ich kann Dir dazu zum einen das Buch Digitale Hysterie von Georg Milner empfehlen. Milner ist Psychologe und Hypnotherapeut und befasst sich mit dem Thema Computerspiele auf eine erfrischend unaufgeregte Art. Für mich eins der besten Bücher, die ich zu diesem Thema gelesen habe.
Auch das Buch Netzgemüse: Aufzucht und Pflege der Generation Internet ist erfrischend zu lesen.
2. Zeige Deinem Kind Wertschätzung
„Was hat das jetzt mit dem Computer zu tun?“, höre ich Dich gerade Fragen. Nun eine ganze Menge. Selbst wenn Du Dein Kind vom PC abhalten willst, gilt auch für unsere Kinder das alte Sprichwort „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es auch wieder raus.“
Hast Du mal zugehört, wie Erwachsene oft mit Kindern sprechen, wenn es um Computerspiele geht?
Wenn es um das Thema geht, fällt es uns schwer gelassen zu bleiben. Ist auch klar, wenn wir in Sorge sind und Ängste haben. Trotzdem ist es nicht hilfreich, die Lieblingsbeschäftigung eines Kindes abzuwerten.
Ich weiß nicht, was Du in Deiner Freizeit gerne machst. Du möchtest sicher nicht, dass Dein Partner abfällig darüber spricht oder?
Wenn Du vielleicht gerne Yoga machst und Dein Partner sich darüber lustig macht oder es für einen unproduktiven Blödsinn hält, wird es kaum ein offenes Gespräch über dieses Thema geben.
Ich höre oft von Eltern folgende Formulierungen:
- Kannst Du nicht mal was Vernünftiges tun?
- Geh raus und hör endlich auf zu daddeln!
- Deine Zeit ist um, stell die Kiste jetzt aus!
- Wenn Du wieder eine schlechte Note schreibst, dann kommt die Spielkonsole in den Keller!
Aus diesen Sätzen spricht keine Wertschätzung für unser Gegenüber. Es schwingen immer Ärger und Misstrauen mit. Zusätzlich wird eine vom Kind sehr geschätzte Tätigkeit abgewertet.
Ich finde das sehr schade. Allein durch eine andere Wortwahl kannst Du das Thema enorm entspannen.
Bring doch mal Deine Sorge zum Ausdruck – ohne Dein Kind und sein Verhalten zu bewerten.
Ich weiß, dass das gar nicht so einfach ist, weil wir ständig im Bewertungsmodus sind. Nicht nur wenn es um Computerspiele und unsere Kinder geht. Wir laufen oft durch die Gegend und bilden uns Urteile über Menschen ohne alle Fakten zu kennen.
3. Begleite Dein Kind bei den Computerspielen
Ich höre in der Beratung oft die Sorge, dass Kinder, die viel am PC spielen, eine schlechtere Ausdrucksweise haben und dass ihre sprachliche Kompetenz abnimmt.
Isoliert betrachtet ist das sicher richtig. Das trifft genauso zu auf Kinder, die alleine stundenlang mit ihren Legosteinen spielen. Die haben auch keinen positiven Einfluss auf die sprachliche Kompetenz.
Erst im Gespräch über das Gebaute und im sprachlichen Ausdruck der Ideen, die dahinter stecken, entwickelt sich Sprache.
Es gibt aber keinen Grund, sich nicht über ein Computerspiel auszutauschen. Das bedeutet natürlich, dass Du Dich darüber informieren musst. Nur wenn Du weißt, um was es geht, kannst Du Fragen stellen und sinnvolle Kommentare zum Tun Deines Kindes abgeben.
Computer und Computerspiele bestimmen einen Teil des Lebensraums unserer Kinder und diese Entwicklung werden wir nicht zurückdrehen können. Das bedeutet für mich aber auch, dass wir als kompetente Erwachsene die Pflicht haben, an dieser Lebenswelt teilzuhaben.
Wenn wir morgen in den Erinnerungen unserer Kinder sein wollen, müssen wir heute an ihrem Leben teilhaben.
Dieses Zitat von Johnson gilt für Computerspiele genau wie für alle anderen Dinge, mit denen unsere Kinder ihre Zeit verbringen.
Ich weiß, es gibt Eltern, die verbieten Computerspielen komplett. Ich halte das für eine falsche Entscheidung. Kinder können einen sinnvollen Umgang mit diesem Medium nur lernen, wenn sie es auch benutzen und nicht aus Erklärungen.
Ich selber habe PC und Co niemals reglementiert und meine Kinder haben trotzdem viele andere Dinge zu tun.
Information, Wertschätzung und Begleitung!
Information, Wertschätzung und Begleitung – damit kannst Du viel erreichen. Egal welches Thema Du mit egal welchem Menschen hast.
Oft wird mir vorgeworfen, meine Haltung stehe für ein Laissez-faire. Aber darum geht es nicht. Es geht darum, Kindern auf Augenhöhe zu begegnen, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen, anzuerkennen und dann gemeinsam eine Lösung zu finden.
Ein Beispiel zum besseren Verständnis zum Schluss.
Jonas möchte ein Computerspiel spielen, das für sein Alter nicht zugelassen ist. Seine Eltern informieren sich über das Spiel und erfahren, dass es ein sogenanntes Ego-Shooter-Spiel ist, in dem der Spieler als Krieger durch eine Fantasiewelt zieht.
Dieses Spiel ist aus gutem Grund erst für Ältere freigegeben. Jonas Eltern reagieren jetzt folgendermaßen. Sie erklären ihm, dass sie das Spiel nicht für ihn beschaffen werden. Jonas mault und ist sauer.
Seine Eltern akzeptieren seinen Frust und signalisieren, dass sie Verständnis für den Frust haben. Jonas erfährt so, dass seine Gefühle ganz normal sind. Auch wenn er nicht bekommt was er möchte, wird der ernst genommen.
Später überlegen die Eltern mit Jonas zusammen, welches Fantasyspiel für sein Alter geeignet ist und Jonas – und auch ihnen – Spaß machen würde. Das Spiel wird dann angeschafft und gemeinsam gespielt. Die Familie tauscht sich darüber aus. Man kommt miteinander ins Gespräch und zeigt Interesse für den anderen.
Fazit
Berücksichtigst Du
- Information,
- Wertschätzung und
- Begleitung
im Umgang mit Deinem Kind ernsthaft, dann erhältst Du Zugang und einen offenen Dialog. Egal ob es um PC Spiele, Smartphones oder Social Media geht. Es wirkt auch bei allen andere Konfliktthemen.
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