Konzentration – die Wunderwaffe bei Lernproblemen?

Das Thema Konzentration beschäftigt mich in meinem Berufsalltag täglich. Wenn Kinder Lernprobleme haben, steht heute zuerst die Frage nach der Konzentration im Raum. Brauchen unsere Kinder lange für die Hausaufgaben oder machen sie sogenannte Leichtsinnsfehler, entfährt uns Erwachsenen fast reflexartig der Satz „Konzentrier Dich doch mal!“ Leider befolgen die wenigsten Kinder diese Aufforderung dauerhaft zu unserer Zufriedenheit.

Daher ist es Zeit für einen Perspektivwechsel.

Warum fällt Kindern längere Konzentration so schwer?

Ich habe mir in meiner Arbeit angewöhnt, immer nachzufragen, ob meine Aufforderungen auch verstanden worden sind. So begann ich vor einigen Jahren Kinder zu fragen: „Erkläre mir mal ‚konzentrieren‘.“ Ich habe viele unterschiedliche Antworten bekommen und auch genauso viele Kinder erlebt, die gar keine Antwort wussten. Eine Antwort brachte es jedoch auf den Punkt:

„Konzentrieren kann man nicht erklären, das muss man einfach tun.“

Dieser Satz enthält, wie so vieles was Kinder von sich geben, ein großes Stück Wahrheit. Auch uns Erwachsenen gelingt konzentriertes Arbeiten am besten, wenn wir „im Flow“ sind.

Wenn Du an einem Projekt arbeitest, das Dich begeistert und für das Du brennst, dann ist konzentriertes Arbeiten keine Anstrengung – sondern es geschieht einfach von selbst.

Konzentration und Spiele

Bei Kindern kannst Du das am besten im freien Spiel beobachten. Egal ob Lego, Playmobil oder auch Computerspiele. Wenn sie gefesselt sind von dem was sie tun, dann könnte das Haus über ihnen abbrennen und sie würden es nicht merken. Allerdings interpretieren wir diese Momente, in denen unsere Kinder völlig eins sind mit dem was sie tun, häufig falsch. Gerade wenn es mit dem konzentrierten Arbeiten bei den Schulaufgaben nicht so klappt, höre ich immer wieder den Satz: „Er kann ja, wenn er will!“ Aber dieses konzentrierte Spiel ist kein bewusst herbeigeführter Prozess! Es passiert einfach.

Konzentration und Interesse

Geht Dir das so anders? Wenn Du etwas tun musst, was Dich absolut nicht interessiert und Du das Gefühl hast, dass die Zeit so gar nicht vergeht. Dann schleichen sich immer mehr Gedanken in unser Bewusstsein, die dort gerade gar nicht hingehören. Oft nehmen wir uns dann vor, diese Gedanken abzuschalten – aber es klappt nicht auf Anhieb. Und schon schleichen sich Fehler in unsere Arbeit ein. Wir ärgern uns dann, weil wir uns letztendlich mehr Arbeit machen als nötig. Oder hast Du mal versucht zu meditieren? Ganz bewusst im Hier und Jetzt bleiben und alle Gedanken ziehen lassen. Das ist am Anfang sehr schwierig. Es erfordert eine hohe Konzentration und die wird immer wieder durchbrochen. Je mehr Du bewusst versuchst Dich zu konzentrieren, desto schwieriger wird es. Das ist so ähnlich wie mit den blauen Elefanten. Wir sollen nicht an sie denken, doch sobald der Satz ausgesprochen ist, haben wir sie vor Augen. Meditation ist Übungssache und Konzentration lässt sich zu einem gewissen Maß sicher trainieren. Aber ist das der Schlüssel um Lernprobleme zu lösen?

Konzentration bei Lernproblemen

Wir verkennen hier Ursache und Wirkung. Die Kinder sollen sich mit einem Thema befassen, das sie nicht interessiert und sie nicht in einen Arbeitsflow bringt. Dann schweifen sie mit den Gedanken ab und es stellen sich Fehler ein. Sie werden in der Folge für mangelnde Konzentration gerügt, dabei wissen sie gar nicht, was wir von ihnen erwarten. Wir müssen versuchen den Lernstoff so darzubieten, dass unsere Kinder davon angesprochen sind. Wir müssen sie begeistern, dann stellt sich Konzentration als Nebenprodukt von selber ein. Genau wie beim Spielen.

Eltern als Animateure für Konzentration?

Nein! Das ist damit nicht gemeint. Es geht nicht darum, ein Feuerwerk von Ideen abzubrennen, um den Nachwuchs Tag für Tag bei der Stange zu halten. Ziel muss es vielmehr sein herauszufinden, was unser Kind begeistert und seine Neugier weckt. Das gelingt nicht durch die alten Rituale von Bewertung, Schuld und Scham, die unsere Schulpraxis seit Beginn der Industrialisierung pflegt. Wenn Dein Kind sich nicht konzentrieren kann und Ihr schon alles probiert habt, dann versucht etwas anderes. Nehmen wir das leidige Thema Diktate. Viele Kinder machen sogenannte Leichtsinnsfehler. Gemeint ist damit, dass die Kinder eine Regel oder ein Wort kennen, aber in dem Moment nicht daran denken und es trotzdem falsch schreiben. Auch bei der Korrektur, die „unkonzentriert“ durchgeführt wurde, wurde der Fehler nicht entdeckt.

Klarer Fall oder?

Wenn Kinder eigentlich schreiben können, aber die Regeln nicht anwenden, dann liegt das selten an der Konzentration. Sie haben in dem Moment keinen Zugriff auf das Wissen und die Fehler fallen ihnen auch gar nicht auf. Statt hier die Konzentration zu bemühen, ist es viel sinnvoller, die Ursachen zu suchen.

  • Warum denkt das Kind nicht daran?
  • Hat es die Rechtschreibung in der Förderung isoliert gelernt und das Wissen wurde nicht transferiert?
  • Findet es Schreiben schrecklich und ärgert sich die ganze Zeit über die Arbeit?
  • Welches Bedürfnis des Kindes ist gerade nicht erfüllt?

Das sind einige der Fragen, die Antworten liefern können, wenn immer wieder die gleichen Fehler auftreten. Ich weiß, dass es im Spannungsfeld Schule nicht immer einfach ist, sich auf andere Wege einzulassen, aber mit immer dem gleichen Ansatz wirst Du kaum ein anderes Ergebnis erzielen. 

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