Ich frag mal anders: Willst Du ein Stück Kuchen oder einzelne Zutaten?
Ganzheitliche Dyskalkulie und LRS Therapie braucht mehrere Zutaten, die gut aufeinander abgestimmt sind!
Schauen wir uns hier mal die Zutatenliste an.
Fundiertes Wissen über LRS und Dyskalkulie!
Das ist die Basis, ohne die es nicht geht. Dazu gehört neben umfangreichem Wissen über LRS und Dyskalkulie, die Fähigkeit eine klare Förderdiagnostik durchführen und interpretieren zu können. Dann kommt die Förderplanung. Und zuletzt die individuelle Förderung. Was noch fehlt – gutes Fördermaterial!
Dyskalkulie und LRS Therapie und das Selbstbild
Das Selbstbild oder zu neudeutsch Mindset, kann uns helfen oder uns behindern. Also holen wir es besser mit ins Boot. Im Prinzip gibt’s zwei Möglichkeiten.
- Das Kind glaubt, etwas verändern zu können!
- Das Kind glaubt, es wird nie richtig Schreiben, Lesen oder Rechnen lernen!
Zu diesem Thema gibt es viel wissenschaftliche Forschung, unter anderem von Carol Dweck. Auch Dave Perkins mit seinem Ansatz der verschiedenen Intelligenzen ist ein gutes Beispiel.
C. Dweck spricht von einem dynamischen vs. einem statischen Selbstbild. Ein Kind mit einem dynamischen Selbstbild glaubt daran, dass es Lesen, Schreiben oder Rechnen lernen kann, auch wenn es schwierig ist. Kinder mit einem statischen Selbstbild glauben meist nicht daran, dass sie selbst etwas verändern können. Sie wählen geringe Herausforderungen, um ja nicht zu scheitern.
Darum sind wir auch ein Gegner davon, die Teilleistungsstörungen als Krankheiten zu sehen. Dieser Ansatz blockiert viele Kinder in ihrem Fortkommen. Schon das Wort Störung ist falsch. Wichtig ist die Kinder möglichst gut über das Problem und die andere Form der Lernens aufzuklären und ihnen dann Wege zeigen, wie sie selber etwas bewirken können! Dabei können Nachteilsausgleich und Notenschutz unterstützen. Noch besser wäre, wenn der Fokus der Grundschule sich ändern würde. Ziel sollte es sein, dass jedes Kind am Ende der Grundschulzeit Lesen, Schreiben und Rechnen kann. Und nicht diese Grundfertigkeiten als Ausgangspunkt für die Verteilung nach Klasse 4 zu sehen. Aber das können wir höchstens langsam beeinflussen. Die Kinder brauchen jetzt Hilfe.
Beziehung
Eine gute Beziehung erleichtert das Lernen und Lehren. Dabei sind die Kinder nicht in der Bringschuld, sondern wir Trainer, Lehrer oder Eltern. Hilfreich sind die Kommunikationstools Fragetechniken und Aktiv Zuhören. Wertfreiheit und Augenhöhe machen einen weiteren Teil der Beziehungsarbeit aus. Nur wenn ein Kind sich nicht bewertet oder gar abgewertet fühlt, kann es Vertrauen aufbauen.
Zielarbeit
Zielarbeit wie wir sie im Lerncoaching nutzen, ist ein mächtiges Tool. Bevor wir in der Dyskalkulie/LRS Therapie davon profitieren können, müssen wir unsere Hausaufgaben machen. Ein Ziel muss . . .
- dem Kind machbar erscheinen! (siehe Zutat 2 Selbstbild)
- ein wenig herausfordern!
- es muss eine gewisse Wichtigkeit haben!
- messbar sein. Also wann ist das Ziel erreicht?Gerade mit Kindern, die schon einiges an Misserfolgen einstecken mussten, erfordert Zielarbeit Fingerspitzengefühl.
Lernerfolg in der Dyskalkulie/LRS Therapie
Erfolg bedeutet, gesetzte Ziele erreichen.
Lernerfolg ist damit das Erreichen von Lernzielen. Gute Zielarbeit erleichtert es den Kindern, Lernerfolge für sich zu verbuchen! Sobald ein präzise gesetztes Ziel in der Dyskalkulie- oder LRS-Therapie erreicht wurde, zeige ich es dem Kind. Wir feiern den Erfolg. Natürlich gehört dazu auch die Frage, was hat diesen Erfolg möglich gemacht? Was hat mir geholfen? Also Reflexion über den Erfolg.
Lernmotivation
Es gibt viele Motivationsfaktoren. Einer davon ist mit Sicherheit Erfolg. Darum ist es auch super wichtig, dass wir den Kindern ihre Erfolge zeigen. Oft sehen sie sie gar nicht mehr und machen sich selber klein. Du siehst wie die Zutaten ineinander greifen? Selbstbild, Ziel und Erfolg.
Misserfolgsstrategien
Egal wie gut wir unsere Hausaufgaben machen und alle Zutaten in einem schönen Förderkuchen verpacken, Misserfolge können wir nicht ausschließen. Das wäre auch unrealistisch. Wir alle haben Momente, in denen wir scheitern und Fehler machen. Wie schon ein altes Sprichwort sagt:
Aus Fehlern wird man klug!
Der Fehler ist nicht das Problem – sondern der Umgang damit. In der Schule sind Fehler ja oft etwas Schlimmes. Sie zeigen dem Kind nicht was der nächste Lernschritt ist, sondern dass es Defizite hat. Darum gehört der Umgang mit Fehlern zu einem guten Lerntraining dazu. Erst wenn das Kind sieht, dass es den Fehler nutzen kann, kann es aus ihm lernen.
Konzentration
Für mich inzwischen ein Reizwort. Wenn er/sie sich nur konzentrieren würde. Dann könnte er/sie oder würde er/sie es sicher liebend gerne machen. Aber wir fordern immer nur Konzentration ein, statt konkrete Handlungsanweisungen zu geben. Oft wird dabei die Aufmerksamkeitsspanne der Kinder nicht berücksichtigt.
Diese können wir jedoch steigern. Atemübungen, Übungen aus der Kinesiologie, Bewegungsübungen, Fantasiereisen und vieles mehr, können die Kinder unterstützen. Hier sollte sich jeder Lerntrainer einen guten Fundus an geeigneten Übungen zulegen. Diese Zutat darf auf gar keinen Fall fehlen.
Lernblockaden und andere Schwierigkeiten in der Dyskalkulie oder LRS Therapie
Ein weites Feld. Sie können entwicklungsbedingt sein oder auch durch viele Misserfolge entstehen. Ein unbedachter Kommentar, der sich ins Unterbewusstsein gesetzt hat und das Selbstbild blockiert, kann ebenso Schuld sein, wie die Angst dumm dazustehen.
Probleme mit den Augen, Visuelle- und Auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörungen, ADHS um nur einige zu nennen. Als Therapeuten sollten wir uns in diesem Feld auskennen und ein Netzwerk von guten Fachleuten haben, mit denen wir in solchen Fällen zusammenarbeiten können.
Wenn du dich näher mit dem Themen LRS & Dyskalkulie beschäftigen willst, hol dir unseren kostenfreien Videoserien.
Eine Antwort
Dieser ganzheitliche Ansatz zur LRS- und Dyskalkulietherapie klingt wirklich umfassend und durchdacht. Besonders beeindruckend finde ich die Betonung des positiven Selbstbildes und die Anpassung der Lernziele an die individuellen Fähigkeiten der Kinder. Die Integration von wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktischen Techniken, um das Lernen zu unterstützen, macht diesen Ansatz besonders wertvoll. Es zeigt auch, wie wichtig es ist, dass wir Fehler als Lerngelegenheiten betrachten und nicht als Defizite. Großartig, dass auch die Beziehungsarbeit so eine zentrale Rolle einnimmt – ein sicherer und wertschätzender Umgang kann das Lernen enorm erleichtern.