Dyskalkulie- und LRS-Förderung sollen betroffenen Kindern helfen, mit dem Lesen, Schreiben und Rechnen besser zurecht zu kommen. Fördereinheiten müssen speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sein. Da sollten wir die Aufmerksamkeitsspanne berücksichtigen.
Das Thema Konzentration sollte im Training auch immer eine Rolle spielen. Fragst Du Dich auch manchmal, ob Kinder sich im Training oder bei den Hausaufgaben wirklich konzentriert? Sagst Du gelegentlich: „Konzentrier Dich mal!“ oder auch „Da sind doch viele Flüchtigkeitsfehler im Diktat oder in der Rechenarbeit!“ Besonders wenn ein Wort immer wieder anders geschrieben wird, kann das doch nicht nur an der LRS liegen – oder!?
Wahrscheinlich trügt Dich Dein Gefühl nicht. Ich arbeite nun schon sehr lange in der Dyskalkulie- und LRS-Förderung und habe mir diese Frage oft gestellt. Um sie sinnvoll zu beantworten, müssen wir etwas tiefer gehen.
Was ist Konzentration?
Mach mal kurz Pause und versuche die Frage zu beantworten. Schreib Dir doch einfach mal zwei oder drei Sätze dazu auf!
Fertig? Ist es Dir leicht gefallen?
Ein Schüler gab mir mal folgende Definition: „Konzentrieren kann man nicht erklären, das muss man einfach tun, wenn es die Erwachsenen sagen!“
Wie soll das gelingen? Leider stimmen viele Schüler dieser Definition zu.
Etwas weiter hilft schon die Definition aus dem Stangl Online Lexikon für Psychologie.
http://lexikon.stangl.eu/541/konzentration/
Konzentration ist die willentliche Fokussierung der Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Tätigkeit, das Erreichen eines kurzfristig erreichbaren Ziels oder das Lösen einer gestellten Aufgabe. Fokussierung bedeutet dabei, dass für eine gewisse Zeit auf das momentan Ausgeübte oder Empfundene geachtet wird . . .
Damit kann man mehr anfangen. Sich willentlich auf etwas fokussieren um ein Ziel zu erreichen, das kann ja nicht so schwer sein!
Denkste?
Hast Du mal versucht zu meditieren, Autogenes Training oder Yoga zu machen? Am Ende hast Du Dich geärgert, dass Deine Gedanken immer wieder abgeschweift sind? Und das obwohl Du Dich willentlich und freiwillig auf eine bestimmte Aufgabe konzentrieren wolltest?
Aufmerksamkeit vorleben!
Konzentration macht in der heutigen Gesellschaft vielen Menschen zu schaffen. Viele glauben sie sind multitaskingfähig und haben 100 Alternativen im Kopf.
Warum sollte es den Kids da besser gehen?
Ich erinnere mich an das erste Schild, das ich für den Lern-Ort bestellt hatte.
Ich was stolz und wollte es gleich aufhängen. Aber ich hatte es zwischen zwei anderen Aufgaben bestellt. Eben schnell die Bestellmaske ausgefüllt und abgeschickt. Was stand da nun in großen Lettern?
„Hilfe bei Legasthenie und Dyskakulie“
Fehler gefunden? Der Dyskalkulie fehlte ein l. Und das mir! So ist das mit der Konzentration!
Mindful Learning
Ich möchte das Konzept der Achtsamkeit ins Spiel bringen. In der Fachsprache Mindful Learning. Mindful ist ja heute fast alles – warum nicht auch das Lernen?
Ich gebe zu, als ich das zum ersten Mal hörte, dachte ich: „Wieder so ein Schlagwort!“
Wenn Du mir bereits länger folgst, weißt Du inzwischen, dass ich neugierig bin und den Sachen immer auf den Grund gehe, weil sich das als besonders hilfreich erwiesen hat.
Wann immer heute der Schlachtruf nach mehr Konzentration erfolgt, verweise ich auf das Konzept Mindfulness. Allerdings benutze ich lieber das Wort Achtsamkeit.
Achtsamkeit bedeutet im Hier und Jetzt sein. Sich immer nur auf eine Sache zu fokussieren. Überflüssige Gedanken ziehen lassen. Kommt Dir bekannt vor?
Klar, steht ja fast genauso in der Definition für Konzentration.
Das Konzept der Achtsamkeit gibt es seit einigen tausend Jahren. Wie langsam wir doch lernen!
Es kommt übrigens nicht nur aus dem Yoga und der östlichen Philosophie. Sondern es findet sich in fast allen Kulturen.
Dass Achtsamkeit, der Gesundheit zuträglich ist, hast Du auch schon gehört – oder?
Und was hat das jetzt mit der Dyskalkulie- und LRS-Förderung zu tun?
Geduld! Es kommt ja gleich! Versprochen. Vorher aber noch ein paar Fakten aus der Achtsamkeitsforschung!
Ergebnisse der Achtsamkeitsforschung
Mindful Learning verbessert die Leistung, reduziert Stress und schafft Vertrauen in Prüfungssituationen. Außerdem gibt es Zugang zur Kreativität, hilft Problemlösestrategien zu verbessern und steigert Flexibilität und Selbstorganisation.
Also her mit der Achtsamkeit! Nur wie ist die Frage!
Da kommt die schlechte Nachricht. Das ist kein Konzept, das wir über Erklärungen in ein Kind hinein transportieren können. Wir können es nur mit Geduld und Vorleben aus ihm herausholen.
Um also achtsames oder konzentriertes Lernen zu fördern musst Du Achtsamkeit leben und lehren. Das ist der Trick.
Achtsamkeit in die Dyskalkulie- und LRS-Förderung integrieren!
Zunächst ist das ein Prozess. Ein Weg für den Du Dich entscheiden kannst, der viele Vorteile bringt, der Dinge verändert und der wie jeder andere Weg auch, nur Schritt für Schritt voran geht.
Dieser Weg betrifft nicht nur das Lernen. Ich kann Dir nicht versprechen, dass immer alles gelingt – aber dass es sich lohnt.
Dieser Weg beginnt immer mit der Frage:
Was ist im Moment dran? Du erinnerst Dich – das Hier und Jetzt!
Daran knüpfen sich die Fragen
Wo ist meine Aufmerksamkeit gerade?
Wo sollte sie sein?
Wie bekomme ich sie dorthin und besonders wichtig- wie behalte ich sie da?
Wie oft geben wir Kindern nur geteilte Aufmerksamkeit? Das geht schon bei den ganz Kleinen los. Voller Begeisterung kommen sie mit dem neusten Kunstwerk in die Küche gestürmt und voller Enthusiasmus rufen sie
„Schau mal!“
Leider ist die Mama gerade noch etwas fertig vom Tag, gießt die Kartoffeln ab, führt in Gedanken ein wichtiges Telefonat, ärgert sich im Stillen über den Arbeitskollegen oder denkt mit Schrecken daran, was alles noch zu tun ist.
Die meisten Kindern rufen jetzt lauter „Schau mal!!!“ Und pflichtschuldigst nicken wir Beifall, sind aber immer noch in Gedanken woanders.
Lernerfahrung? Die Erwachsenen sind nicht bei der Sache und wenn sie mir zuhören sollen, muss ich insistieren.
Also priorisere zunächst mal Deine Aufmerksamkeit.
Achtsamkeit im Alltag
Ob Du das in Deinen Alltag übernehmen willst, musst Du entscheiden.
Aber wenn Du mit Kindern trainierst, dann ist im Moment das Kind und die Trainingsstunde das Wichtigste und genau da gehört dann die Aufmerksamkeit hin.
Nicht auf die nächste Klassenarbeit, Deine Arbeit, das Telefon oder die SMS, die Du dringend noch beantworten musst.
Unsere Kraft fließt dahin, wo unsere Aufmerksamkeit ist. Das lässt sich nicht ändern.
Bist Du beim Training mit sorgenvollen Gedanken bei der nächsten Klassenarbeit, bei der Versetzung oder bei der Note, dann spiegelt Deine Körpersprache und auch Deine Stimmlage das wieder. Dein Kind merkt, dass Du nicht „konzentriert“ (achtsam) bist, es aber von ihm verlangst. Dieser Widerspruch ist nicht hilfreich.
Ein ganz simples Achtsamkeitstraining ist unser Atmen. 5-10 bewusste Atemzüge zu Beginn der Übungseinheit bringen den Fokus in die Gegenwart.
Überlege dann mit dem Kind gemeinsam, wo der Fokus in den nächsten 15 Minuten liegen soll.
Dann fangt an. Wenn die Aufmerksamkeit abschweift, komm einfach wieder zurück. Hilf dem Kind dabei.
Urteile nicht!
Es ist ganz normal, dass das am Anfang schwierig ist. Nimm Gedanken, die kommen wahr, aber gib ihnen keinen Raum. Komm einfach wieder zurück.
Vernüpfe hier keine Erwartungen. Erwartungen sind bereits wieder auf ein Ergebnis gerichtet und behindern nachweislich das Verweilen im Moment.
Positve Resultate sind nicht das Ergebnis sorgenvoller Gedanken sondern bewusster und achtsamer Arbeit im Hier und Jetzt.
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Eine Antwort
Sie haben mich mit dem Artikel in eine Richtung gelenkt wo ich mich Freude begebe.
Danke