Lernen ohne Schuld und Scham!

Lernen ohne Schuld

Lernen ohne Schuld und Scham? Erinnerst Du Dich an den Struwwelpeter? Jenes Buch in dem Kinder, deren Verhalten nicht den Regeln entsprach, mit Schuld und Scham überzogen wurden? Neulich stieß ich in einer Facebook Gruppe auf einen Zettel, der mich zweifeln ließ, ob die moderne Pädagogik bereits in unsere Schulen Einzug gehalten hat oder ob man diesem alten Ideal noch nachhängt. Er wurde von einer Mutter eingestellt, die diese Art von Umgang mit ihrem Kind höchst bedenklich fand. Dieser Zettel wirkte auf mich wie eine Anklageschrift.

Was stand denn nun auf diesem Zettel?

Du warst heute ein Zeiträuber indem Du

  • den Unterricht gestört hast.
  • Dich nicht schnell und leise aufgestellt hast.
  • mit dem Nachbarn gesprochen hast.

Er gab noch einige Punkte mehr auf diesem Schreiben, die alle in die gleiche Richtung wiesen, nämlich Schuldgefühle beim angeklagten Schüler auszulösen. Eigentlich fehlte in der Auflistung nur noch der Punkt

  • . . . Du Dich wie ein Kind verhalten hast.

Lernen ohne Schuld und Scham sieht anders aus!

Wenn das Kind aber gestört hat?

Selbst wenn das Kind den Lehrer gestört hat, ist dies noch lange keine Grund es zu verletzen und zu beschämen. Mit diesen Aussagen wird  über das Kind gerichtet und sein Verhalten verurteilt. Jedes Kind weiß, dass ein Räuber böse ist. Lernpsychologisch macht es auch nicht gerade den Kopf frei oder das Kind aufnahmefähiger, wenn es sich schlecht fühlt. Das Gegenteil wird der Fall sein, da das Kind mit seinen Gedanken um seine Fehler und nicht um den Unterricht kreist. Vielleicht wird es trotzig und handelt nach der Maxime: Jetzt erst recht!

Stell Dir doch einmal vor,

Dein Verhalten bei der Arbeit würde mit so einem Zettel geahndet. Frau Z., Sie waren heute ein Zeiträuber, weil Sie drei Tassen Kaffee getrunken und zwei Zigarettenpausen gemacht haben! Würde Dich das animieren mit dem Rauchen aufzuhören? Wahrscheinlich nicht, wie die Bilder und Sprüche auf Zigarettenschachteln zeigen. Wir alle wollen erstmal so angenommen werden wie wir sind. Wir wollen uns nicht schuldig fühlen oder uns „schämen“ müssen. Und das wollen unsere Kinder auch nicht.

Lernen ohne Schuld und Scham

Schuld und Scham fühlen sich schlecht an, machen das Selbstbild kaputt und lassen kleine und große Menschen an sich selbst zweifeln. In einer Kultur der gegenseitigen Achtung des Anderen haben diese Gefühle nichts verloren. Ich weiß, dass viele von uns diese Erfahrungen als Kinder gemacht haben, aber gut ist es uns damit nicht gegangen. Kinder lernen am besten aus Neugierde und natürlich aus Nachahmung. Um es mit Maria Montessori zu sagen:“Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen.“ Ich fände es toll, wenn sie so behandelt würden. Immer und überall, auch  in der Schule.

Wie Eltern reagieren

Wenn Du das Gefühl hast, Dein Kind wird in der Schule beschämt, dann stärke ihm den Rücken. Denn es geht nicht nur um Verhalten, das Lehrer als störend empfinden. Auch in Leistungsfragen wird gerne mit Schuld und Scham gearbeitet. Bei Kindern mit ADHS, Legasthenie oder Dyskalkulie erlebe ich das  immer wieder. Da heißt es oft: „Du hast nicht genug geübt!“ oder „Lerne Deine Wörter besser!“ Auch diese Aussagen verursachen Schuldgefühle. Aber gerade für Kinder mit Lernproblemen ist das Lernen ohne Schuld und Scham eine unabdingbare Voraussetzung. Wie können wir das erreichen?

Das Gespräch suchen – aber wie?

Nun ja, sicher nicht mit Schuldzuweisungen an den Lehrer. Auch Lehrer gehen in den Verteidigungsmodus, wenn sie sich angegriffen fühlen. Das ist ein normales Verhalten. Versuch zu verstehen was passiert ist. Dann kannst Du Deine Sorge darüber zum Ausdruck bringen, wie es Deinem Kind geht. Das ist immer ein guter Einstieg, denn die meisten Lehrer handeln ja nicht so, um ein Kind zu verletzen, sondern weil sie im Moment glauben, das Beste zu tun. Zum Schluss kann es sicher hilfreich sein, mit dem Lehrer und dem Kind eine Lösung für das Problem zu finden. Wenn Ihr gemeinsam kreativ denkt, tun sich oft Möglichkeiten auf, mit denen man gar nicht gerechnet hat.

Kreativ um die Ecke denken!

Wie kommt man am besten zu kreativen Lösungen? Versuche doch mal Folgendes mit Deinem Kind:

  1. Setzt Euch zusammen und nehmt einen Blog Post-its.
  2. Benennt kurz das Problem. Z.B. Benny hat immer so viel zu sagen, dass er es seinem Nachbarn gleich mitteilen muss. Das stört nicht nur den Klassenlehrer sondern auch Bennys Nachbarn.
  3. Schreibt alle Lösungen auf, die Euch einfallen. Egal ob sie machbar erscheinen oder nicht!
  4. Hängt alle Lösungsmöglichkeiten gut sichtbar auf.
  5. Keine der Ideen wird bewertet.
  6. Wenn niemandem mehr etwas einfällt, geht Ihr jeden Vorschlag durch und überlegt, ob er sich umsetzen lässt.
  7. Dann schaut mal welche Ideen übrig bleiben.
  8. Der Vorschlag, der Euch beiden am erfolgversprechendsten erscheint, kann dann auch mit dem Lehrer besprochen werden.

Vorteil des Verfahrens

Dein Kind ist nicht der Buhmann. Es ist an der Lösung als Partner beteiligt. Du hast das Kind nicht bewertet. Die Chancen, dass der Vorschlag umgesetzt wird sind gut. Vorschläge, die man selber mit erarbeitet hat, werden in der Regel besser akzeptiert. Allerdings ist es wichtig, dass Ihr wirklich gemeinsam sucht und nicht, dass Du versuchst auf diese Art Dein Kind zu manipulieren, um Deine Lösung durchzusetzen. Ist nicht immer ganz einfach – aber mit etwas Übung klappt das ganz gut. Lernen ohne Schuld und Scham ist möglich! Du willst mehr wissen über Lernen und den kreativen Umgang mit Lernproblemen?  Dann mach beim kostenfreien Videokurs „Einführung in das Lerncoaching“ mit. 

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Dieser Artikel hat weitere Infos zu dem Thema für Dich: Unerzogen leben und lernen oder mehr Konsequenzen

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