Nachteilsausgleich Schule – was Kindern wirklich hilft!


Nachteilsausgleich Schule –  eine heikle Angelegenheit. Die Diskussion darum kann zwischen Schule und Elternhaus durchaus zu Spannungen führen. Kennst Du das?
Oder wird Euch der Nachteilsaugleich in Form von Zeitzugaben problemlos gewährt. Nur leider bringt er Deinem Kind nicht viel – die anderen sind fertig, in der Klasse wird es unruhig und die Konzentration lässt nach. 

Nachteilsausgleich Schule    was bedeutet das eigentlich?

Ein Kind hat eine Teilleistungsstörung – LRS/Legasthenie oder Dyskalkulie. Nun ist der Nachteilsausgleich nicht gleich Notenschutz. Es bedeutet im wörtlichen Sinne, dass man dem Kind Hilfen anbietet, die diesen Nachteil ausgleichen! 
Aber – und das ist der entscheidende Faktor – nicht nur in den Klassenarbeiten. Ein Nachteilsausgleich Schule muss so ausgestaltet sein, dass ein Kind trozt seines „Nachteils“ alle Unterrichtsinhalte erarbeiten kann.

Beispiel Lesestörung 

Ein Kind mit einer schweren Lesestörung, kann Unterrichtsinhalte, die in Textform dargeboten werden, nicht oder nur sehr schlecht aufnehmen. Wird jetzt ein Nachteilsausgleich in Form einer Zeitzugabe bei der Klassenarbeit gewährt, hilft das bedingt bis gar nicht.
Wichtig ist zunächst, dass das Kind alle Unterrichtsinhalte mitbekommt. Im Fach Heimat- und Sachunterricht, Bio, Mathe usw. 
Wie kann man das gewährleisten? Sicher nicht dadurch, dass man das Kind mühselig alle Texte entziffern lässt.
Du musst hier zwei Dinge klar unterscheiden. Dein Kind hat eine Lesestörung und bekommt dafür eine Förderung oder ein Training von Dir, von der Schule oder in einem externen Institut.
Diese Förderung arbeitet an der Verbesserung der Lesefähigkeit und trainiert Lesen auf der Ebene, auf der Dein Kind gerade steht. Das ist wichtig und richtig.
Andere Fächer eignen sich aber nicht dazu. Im Bio-Untericht geht es um Biologie, im Sachunterricht vielleicht gerade um den Igel im Herbst und der 5. Klässler lernt in Geschichte, wie die Steinzeitmenschen gelebt haben.
Dieses Wissen kann ich bei einer schweren Lesestörung weder aus dem Schulbuch entnehmen, noch eignet es sich, um den Leseprozess zu verbessern. 

Nachteilsausgleich  – Definition der Kultusminister

Genau hier greift nach Ansicht der KMK-Konferenz der Nachteilsausgleich Schule.
Als Nachteilsausgleich sind Maßnahmen denkbar wie:

  • Ausweitung der Arbeitszeit, z.B. bei Klassenarbeiten,
  • Bereitstellen von technischen und didaktischen Hilfsmitteln (z.B. Audiohilfen und Computer),
  • Nutzung methodisch-didaktischer Hilfen (z.B. Lesepfeil, größere Schrift, optisch klar strukturierte Tafelbilder und Arbeitsblätter).

Hier sagen die Kultusminister klar, dass Nachteilsausgleich mehr bedeutet als Zeitzugabe.
Sinnvoll können sein Hörbücher, Vorleseprogramme, die dem Kind die Inhalte vorlesen usw. 
Alle Maßnahmen, die helfen, dass das betroffene Kind, den Unterrichtsstoff aufnehmen und durchdringen kann, sind sinnvoll.
Es gibt Kinder, die bleiben aufgrund einer schweren Lesestörung in ihrer Entwicklung beim Lesen lernen einfach stecken! Das ist aber kein Grund, sie von Wissen auszuschließen oder eine Förderschule in Erwägung zu ziehen.

Nachteilsausgleich Schule –  unfair gegenüber anderen Schülern?

Dieses Argument irritiert mich immer am meisten. Wenn jemand eine Brille, ein Hörgerät oder sonstige Unterstützung braucht, ist das ja auch nicht unfair. Im Geschichtsunterricht zum Beispiel geht es darum, den Steinzeitmenschen in seiner Zeit zu sehen oder auch die Auswirkungen der Weimarer Republik auf Europa.
Für diese Inhalte, ist die Darbietungsform nebensächlich. Wichtig ist, dass das Kind die Inhalte aufnimmt, durchdringt, anwendet und seine Schlüsse daraus zieht.
Wenn dem Kind das gelingt, hat es das Klassenziel in diesem Fach erreicht.

Aber in der Klassenarbeit . . .

Da sind wir wieder am Anfang. Ein Kind mit einer Lesestörung, das gelernt hat sich einen Text mit technischen Hiilfsmitteln zu erschließen, kann in der Klassenarbeit nur bestehen, wenn es  diese Hilfsmittel auch dort benutzen kann.
In der Materialsammlung LRS findest Du eine Liste mit sinnvollen Hilfsmitteln bei einer Lesestörung.

Beispiel Rechtschreibstörung

Gibt es einen Notenschutz – prima. Aber der gilt oft nicht für immer.
Gibt es „nur einen Nachteilsausgleich“, kommt es auch da auf die Ausgestaltung an. Die Fehler und die schlechteren Noten durch die Rechtschreibung sind eine Seite der Medaille, die mangelnde Ausdrucksfähigkeit, die dadurch entsteht, eine ganz andere.
Kinder mit Rechtschreibproblemen schreiben oft kurz und knapp und benutzen im schriftlichen Ausdruck nur einfache Wörter, da sie Angst haben, an den schwierigen Wörtern zu scheitern.
Das wichtigste Ziel eines Nachteilsausgleichs ist hier, die Ausdrucksfähigkeit zu steigern.
Eine Anleitung zum Thema einen frustrierten Schreiber wieder zu motivieren, findest Du in meiner Materialsammlung LRS.

Oft gibt es Probleme in verschiedenen Fachbereichen. Wird zum Beispiel in Biologie das Wort Wal -Wahl – verschriftet, gibt es Punktabzug. Meine Empfehlung:
Den Fachlehrer vor der Klassenarbeit fragen, welche Wörter für ihn zum aktuellen Thema absolut richtig verschriftet werden müssen. Diese Liste kannst Du dann mit Deinem Kind durchgehen. 10 Fachvokabeln für eine Klassenarbeit einpauken ist durchaus möglich, wenn man weiß, welche es sind.
Bei Aufsätzen kann es helfen, dass das Kind Wörter von denen es nicht weiß, wie sie geschrieben werden, unterstreicht. Diese Wörter werden dann nicht gewertet und angestrichen.
Das kann Kinder mit LRS ermuntern, andere Ausdrücke in ihr Repertoire aufzunehmen und sich besser auszudrücken. Das erweitert den schriftlichen Wortschatz.
Arbeiten Schule und Elternhaus Hand in Hand und die Schule weiß immer genau, was in der Förderung gerade läuft, dann kann z.B. in der Rechtschreibung nur das bewertet werden, was das betroffene Kind wirklich sicher kann. Mehr Infos dazu findest Du im Artikel Warum Rechtschreibfehler gut sind!

Beispiel Dyskalkulie

Bei Dyskalkulie ist es für Kinder noch schwieriger. Für die Dyskalkulie gibt es keinen Notenschutz und nur bedingt einen Nachteilsausgleich. Gerade in der Grundschule kann der Einsatz von Material sehr sinnvoll sein. Kinder mit Dyskalkulie brauchen oft das Begreifen eines Rechenvorgangs. Das Arbeiten mit zweidimensionalem Material, also Arbeitsblättern, hilft ihnen nicht sehr viel.
In der weiterführenden Schule kann der Einsatz eines Taschenrechners sehr sinnvoll sein. Da Kinder mit Dyskalkulie mathematische Probleme durchaus verstehen können, aber an den Grundrechenarten scheitern. 
Auch bei Textaufgaben habe ich oft erlebt, dass die Kinder mit Material durchaus einen Rechensatz aufstellen können, aber dann bei der Lösung scheitern. Je häufiger sie scheitern, desto weniger trauen sie sich zu und desto schwieriger wird es.

Kinder mit LRS/Legasthenie brauchen Erfolgserlebnisse

Ein Nachteilsausgleich verhilft ihnen dazu. Es geht nicht darum, den Inhalt leichter zu machen.  
Das Ziel ist es, die Unterrichtsinhalte so zu vermitteln, dass das betroffene Kind sie verinnerlichen und lernen kann – und das mit Erfolg. 
Erfolg ist nun mal einer der großen Motivatoren, die uns weiter machen lassen, auch wenn es mal kniffelig wird.

Die Schule blockiert?

Auch das höre ich immer wieder. Meine Erfahrung zeigt, dass der Nachteilsausgleich für große Missverständnisse zwischen Eltern und Lehrer sorgen kann.
Das liegt fast immer daran, dass in der Kommunikation etwas schief läuft.
Empfehlungen für ein Gespräch mit Lehrer und Schule findest Du auch in meinen LRS-Hilfen.

Wie ist Deine Erfahrung mit dem Nachteilsausgleich Schule? Schreib es in die Kommentare.

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2 Antworten

  1. Ich und eine Klassenkameradin arbeite an einem Schul-Projekt, in welchem es um Anomalien im Lernverhalten geht. Daher interessiert uns auch das Thema Nachteilsausgleich. Der Text hat uns daher weiter geholfen. Wir stellen uns jedoch die Frage welche Macken der Nachteilsausgleich hat und welche Lösungsansätze es für diese gibt. Falls sie dazu etwas wissen?

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