Richtig schreiben lernen braucht den richtigen Ansatz!

Ein Facebook Post macht die Runde. Der Inhalt? Kinder mit Legasthenie sind nicht krank und nicht behindert! Richtig! Nur weil jemand anders lernt, ist er weder krank noch behindert. Auf der anderen Seite ist richtig schreiben lernen für Kinder mit LRS/Legasthenie ein Frustthema ohnegleichen.
Das kann soweit gehen, dass die Kinder Lernblockaden, ein mangelndes Selbstwertgefühl, Schulangst und noch andere Probleme bekommen.
Woran liegt das? Denn auch wenn LRS/Legasthenie weder eine Krankheit noch eine Behinderung ist, so sind die Probleme massiv. Schauen wir uns das mal genauer an!

Richtig schreiben lernen in der Grundschule

Eigentlich beginnt die Schreibkarriere schon vor der Grundschulzeit. Denn zum richtigen Schreiben lernen gehören auch die sogenannten Vorläuferfähigkeiten.
Trotzdem möchte ich heute mal mit der Einschulung beginnen. Die meisten Kinder starten den ersten Schultag aufgeregt und in der Erwartung, zügig Lesen und Schreiben zu lernen.
Bei einigen beginnen die Frusterlebnisse dann allerdings schon in der ersten Hälfte von Klasse eins. Wenn nicht zu den Halbjahreszeugnissen, dann suchen besorgte Eltern von Erstklässlern spätestens zu Ostern Kontakt, weil sie das Gefühl haben, dass etwas nicht stimmt.
Meistens liegen die Eltern richtig und ich kann nur dringend vor dem Rat erstmal zu warten warnen. Klappt es mit dem Lesen und Schreiben nicht, werden die Lücken erfahrungsgemäß nur größer. Der Knoten platzt nicht von allein.

Wie funktioniert denn nun das richtig schreiben lernen?

Schreiben lernen folgt einem bestimmten Muster. In der Wissenschaft heißt das Stufenmodell. Darüber sind sich auch alle einigermaßen einig. Du findest in diesem Artikel noch weitere Infos.
Stell Dir das Schreiben lernen als eine Leiter vor, die das betroffene Kind Stufe für Stufe hinaufklettert.
Jedes Kind klettert in einem anderen Tempo. Genau wie auch jedes Kind in einem andern Tempo sprechen und laufen gelernt hat.
Viele Ursachen der LRS/Legasthenie wirken sich hier auf das Tempo aus. Dazu gehören das Arbeitsgedächtnis, die visuelle und die auditive Wahrnehmung, die Verarbeitungsgeschwindigkeit etc. Die Ursachen sind auch nicht bei jedem Kind gleich. Das Ergebnis leider schon.
Neben dem Stufenmodell des Schriftspracherwerbs gibt es einen Lehrplan für den Schriftspracherwerb. Dieser Lehrplan sieht vor, wann was im Unterricht behandelt wird. Dieser Lehrplan ist mit den Jahren immer straffer geworden, da unsere Kinder ja etwas „leisten sollen“!
Englisch ist in die Grundschule gekommen, wir haben das G8 bekommen und die Lehrerdichte hat nicht unbedingt zugenommen.
Die Zeit, die nun für’s Lesen und Schreiben in der Grundschule reserviert ist, wird weniger. Englisch ist toll – keine Frage. Aber wenn das mit dem Schreiben der Muttersprache noch nicht klappt, ist es eventuell zu früh?

Lerntempo und Lehrplan

Der Lehrplan lässt nun weniger Zeit zum Schreiben lernen. Die Stufen der Rechtschreibleiter müssen schneller erklommen werden. Schneller ist aber genau das, was bei einem Kind mit LRS/Legasthenie nicht geht. Es braucht vor allem eins und das ist Zeit.
Was ich nun immer wieder beobachte ist Folgendes: Kinder, die im Schriftspracherwerb langsamer sind, werden abgehängt. Während sie vielleicht noch auf der 2. Sprosse der Leiter stehen, sieht der Lehrplan bereits die 4. Sprosse vor und so bauen sich die Defizite immer weiter auf.
Dazu kommt noch, dass Lesen und Schreiben, die ja immer wieder als Grundpfeiler der gesellschaftlichen Teilhabe genannt werden, benotet werden.
Also die Kinder, die länger brauchen, werden doppelt bestraft. Sie bekommen nicht die Zeit die sie brauchen und außerdem schlechte Noten.
Was das mit einem Kind macht, ist leicht vorstellbar. Viele Kinder trauen sich nichts mehr zu, sie bekommen einen Knacks in ihrem Selbstbewusstsein und auch die Aussage: „Ich bin dumm!“ höre ich leider viel zu oft.
Der Ansatz, alle Kinder lernen alles zur gleichen Zeit mit den gleichen Methoden, ist nicht zeitgemäß.
Wir verlangen von einem Krabbelkind ja auch nicht, dass es auf einem Bein hüpft, weil es in einem Plan steht. Wir sind so vernünftig zu warten, bis das Hüpfen auf einem Bein als nächster logischer Schritt erfolgen kann.
Und genau da läge die Lösung des Problems.

Neue Ziele für die Grundschule

Um einem Kind Erfolgserlebnisse im Lesen und Schreiben zu vermitteln, müssen wir wissen, auf welcher Stufe der Rechtschreib- oder Leseleiter es gerade steht.
Von da aus können wir ihm dann helfen den nächsten logischen Schritt zu tun, statt zu erwarten, dass es locker zwei Stufen überspringen kann.
Ich weiß, dass viele Lehrer sich alleingelassen fühlen und sich redlich bemühen, eine Binnendifferenzierung (Kinder nach ihrem Stand unterrichten) durchzuführen. Bei 25 Kindern und einer Lehrkraft ist das aber sehr schwer.
Zusammenfassend kann man sagen, dass sich das Problem mit dem richtig schreiben lernen, durchaus abmildern ließe.
Solange es keine grundlegende Änderung an den Lehrplänen und kleinere Klassen oder mehr Lehrer gibt, ist das schwer.
Daher wird Dir nicht viel anderes übrig bleiben, als auf der einen Seite immer weiter für die Rechte der betroffenen Kinder einzutreten und auf der anderen Seite selbst aktiv zu werden, wenn Du ein betroffenes Kind hast, mit ihm trainierst oder es unterrichtest. Je mehr Wissen über LRS/Legasthenie da ist, um so besser für die betroffenen Kinder. Daher findest Du hier im Lern-Ort neben den Blogartikeln auch einen kostenfreien videobasierten LRS-Kurs.

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Sollte irgendetwas nicht funktionieren, schreib mir kurz eine Mail. Ich helfe Dir dann so schnell als möglich weiter.

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Legasthenie Förderung ist wichtig

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