Sehen und LRS – mögliche Zusammenhänge


In diesem Artikel schreibt Gastautorin Christine Ambühl über die möglichen Zusammenhänge zwischen LRS und Sehen.
Bei uns in der Praxis für Sehverhalten besteht die Kundschaft vorwiegend aus Grundschulkindern mit Schwierigkeiten in den Bereichen des Lesens und des Schreibens. Sehen ist der Sinn, über den wir Buchstaben und Texte aufnehmen.
In der Regel wurden die Kinder vor dem Besuch bei uns schon augenärztlich untersucht, fast immer ohne Befund.
Das heißt, es bestehen keine Augenerkrankungen und die Augen erreichen eine ausreichende Sehleistung, wenn notwendig auch mit einer Korrekturbrille.

Probleme beim Sehen

Und trotzdem werden die Eltern den Verdacht nicht los, dass „etwas mit den Augen nicht stimmt “.
Eine ausführliche Analyse zeigt dann in fast allen Fällen, dass Störungen der Sehfunktionen vorliegen. Gutes Sehen ist viel mehr als eine gute Sehleistung!

Wie kommt gutes Sehen zustande?

Die Augen müssen als Team zusammenarbeiten und verschiedene Aufgaben erfüllen:
Das Augenpaar muss  gemeinsam flüssige Augenbewegungen in alle Richtungen und präzise Blicksprünge ausführen können. Ein Beispiel ist Lesen und Schreiben.
Eine weitere Aufgabe ist das Scharfstellen beim Sehen. Wie bei einem Fotoapparat muss das Auge sich auf Objekte in unterschiedlicher Entfernung immer wieder neu einstellen. Beispiel aus der Schule: Der Blickwechsel von der Wandtafel zum Heft und umgekehrt.
Dazu muss sich das Augenpaar auch auf unterschiedliche Winkel einstellen. Mal treffen sich die Sehachsen des rechten und des linken Auges auf einem Buchstaben im Heft, mal viel weiter vorne auf einem Buchstaben an der Wandtafel.
Dem Gesehenen muss eine Bedeutung gegeben werden, die schnell umgesetzt und im Idealfall im Hirn abgespeichert wird. Wir müssen dem Gesehenen  einen Sinn geben, um die so erhaltene Information entsprechend zu verwerten. Wenn wir zum Beispiel jedes Mal neu lernen müssten, wozu eine Tasse dient wäre das sehr anstrengend.

Links und Rechts

Bei einigen Kindern stimmt die visuelle Mitte nicht mit der körperlichen Mitte überein, die Selbstwahrnehmung ist dadurch dauernd in Unruhe. Hier sind typische Schwierigkeiten das Unterscheiden von zum Beispiel den Buchstaben „d“ und „b“ (ist der „Bauch“ des Buchstabens rechts oder links vom Strich?).
Gutes Sehen besteht aus diesen Teilbereichen, die flüssig ineinandergreifen. Normalerweise passiert das unbewusst und erst dann dürfen wir überhaupt von „ gutem Sehen „ sprechen. Anhand der Beispiele aus der Schule kann man sich jetzt bestimmt vorstellen, was für eine Herausforderung der Schulalltag an das Sehen stellt.
Dass ein LRS Training bei Vorliegen von Störungen in einem oder mehreren dieser Teilbereiche nicht so erfolgreich sein kann wie es das in der Regel ist, wird jetzt vermutlich verständlich.
Eine nicht ideale Ausbildung dieser Teilbereiche kann durch Störungen in der kindlichen Entwicklung im wichtigen ersten Lebensjahr oder durch spätere Einflüsse entstanden sein.
Gutes Sehen können wir durch ein Visualtraining bei einem Funktionaloptometristen erlernen und erlangen.
Bei vielen Schulkindern wird damit das Lesen und Schreiben deutlich verbessert und deutlich anstrengungsfreier. Damit ist der Weg für ein gutes LRS-Training frei.

Mögliche Auswirkungen

Sind Kinder von Augenfunktionsstörungen betroffen, sehen die Buchstaben z.B. verschwommen, tanzend, doppelt, mit wenig Kontrast oder berichten von anderen Phänomenen. Die Kinder werden diese Wahrnehmungen in der Regel aber nicht von sich aus äußern, denn für das Kind ist dieser Zustand normal und es glaubt, auch alle Anderen sehen so. Typisch ist auch eine kurze Konzentrationsspanne.
Bei vielen betroffenen Kindern ist die Schreibhaltung auffällig. Kopfdrehung, Körperdrehung oder das Verschieben des Blattes zu einer Seite können unbewusste Kompensationsstrategien sein. Auch das Abdecken eines Auges mit einer langen Haarsträhne oder das lässige schiefe Tragen eines Käppis kann man beobachten.
Das bekannte Thema Prismenbrillen behandelt das Thema der Stellung der Augen zueinander.
Es kommt vor, dass ein Augenpaar beim entspannten Blick in die Ferne anstatt parallel, wie es ideal wäre, lieber etwas nach innen oder nach außen gedreht steht. Eine Prismenbrille soll dem Augenpaar erlauben, in der entspannten Position zu stehen und trotzdem ein scharfes Bild ans Hirn zu übermitteln.
Wir erleben bei der Messung der entspannten Augenstellung oft ganz stark den Einfluss der kompensatorischen Körperhaltung der Kinder. Veränderung der Körperhaltung führt dann zu Veränderung der Augenstellung.
Deshalb verzichten wir in der Regel auf das Verordnen von Prismenbrillen und setzen auf das ganzheitliche Training des gesamten Körpers und des Sehverhaltens.

Augen und Körper sind eine Einheit

Da die Augen nicht getrennt vom Körper zu betrachten sind, machen ausgewählte Körperübungen begleitend zum Visualtraining sehr viel Sinn.
Und weil die Entwicklung des Sehens mit der motorischen Entwicklung des Kleinkindes einhergeht, kann ein Training mit Körperübungen, die den Aufrichtungsprozess wiederholen, sogar präventiv wirksam sein!
Sehr wichtig bei LRS ist bekanntermaßen auch das Thema Hören, aber auch die Ernährung und das Sehverhalten im Alltag können einen Einfluss auf das Sehen haben und finden Platz in einem ganzheitlichen Visualtraining.
Schulkinder, die ihre Sehfunktionen erfolgreich trainieren, kommen an einem individuellen Punkt des Trainings manchmal strahlend an und erzählen, dass sie freiwillig ein Buch gelesen haben und was für tolle Geschichten darin erzählt wurden.
Solche Momente sind besonders wertvoll und sorgen für Freude bei Kind, Eltern und Trainern. Ein wichtiger Schritt ist getan!
Wenn Sie einen kompetenten Ansprechpartner für das Thema Augen und LRS suchen, dann ist der Funktionaloptometrist der richtige Ansprechpartner für Sie.
Einen Funktionaloptometristen in Ihrer Nähe finden Sie unter: https://www.wvao.org/experten- finden-suche/
Christine Ambühl
Augenoptikerin, SI Mototherapie, Assistenz Visualtraining, Tomatis Practitioner Level 1 in der Praxis für Sehverhalten Markus Elmendorf
Bleichstraße 10
45468 Mülheim an der Ruhr

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