Regel kennen = Regel anwenden?
Hier liegt das Problem. Die Regel ist bekannt, wird aber im Moment des Schreibens nicht angewandt. Lass das Kind eine isolierte Übung zur Groß- und Kleinschreibung machen. Die Fehlerzahl ist in der Regel gering. Trotzdem sind im nächsten Aufsatz wieder 10 Fehler wegen klein geschriebener Nomen. Das zeigt uns, dass das Wissen in diesem Fall nicht mit der Schreibhandlung verknüpft ist. Die gute Nachricht ist, Du kannst Deinem Kind helfen, das zu ändern.
Groß- und Kleinschreibung ist eine Entscheidungssache
Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, dem Kind beizubringen, dass es am Anfang eines jeden Wortes eine Entscheidung treffen muss. Es muss sich selber jedes Mal die Frage beantworten: Nomen oder nicht Nomen? Diese Entscheidung muss Dein Kind natürlich in Sekundenschnelle treffen. Dir und mir wird sie gar nicht mehr bewusst. Es sei denn, es handelt sich um eine Ausnahme von der Regel. Da werden wir dann auch noch mal nachdenken oder zum Lexikon greifen.
Übungen, um die Entscheidung zu verinnerlichen
Hier gibt es schon wieder eine gute Nachricht: Dein Kind muss für das Training nicht besonders viel schreiben. Du kannst die Entscheidung mit geringem Schreibaufwand trainieren.
- Eine Übung aus meinem Studium, für die ich heute noch meiner Dozentin dankbar bin: Nimm einen x-beliebigen Text und lese ihn Deinem Kind Wort für Wort vor. Bei jedem Wort entscheidet das Kind: groß oder klein. Die Entscheidung tut es durch seinen Daumen kund. Daumen hoch, das Wort wird groß geschrieben. Daumen runter, das Wort wird klein geschrieben. Das macht den Kindern mehr Spaß als ein Diktat und hat einen tollen Lerneffekt.
- Diktier Deinem Kind einen Text. Das Kind braucht nur die Nomen zu schreiben. Beispiel: Das Wetter war heute besonders schön. Dein Kind schreibt nur Wetter ins Heft.
- Eine Übung zur Kontrolle eines eigenen Textes. Lass Dein Kind den Aufsatz noch einmal lesen mit der Aufforderung, jedes Nomen in seiner Lieblingsfarbe zu unterstreichen. Achtung: Manche Kinder unterstreichen jetzt einfach alle Wörter, die groß geschrieben sind. Also die Aufgabe klar formulieren: „Lese den Text noch einmal durch und überlege bei jedem Wort, ob es ein Nomen ist. Wenn ja, dann unterstreiche es und achte darauf, dass es groß geschrieben ist.“
- Variante zur letzten Übung: Du liest Deinem Kind den Aufsatz noch einmal vor und Dein Kind arbeitet mit der Daumenmethode aus Übung eins. Du unterstreichst jedes Wort, bei dem der Daumen oben war. Anschließend kontrolliert das Kind, ob alle unterstrichenen Wörter tatsächlich groß geschrieben werden sollten.
Groß- und Kleinschreibung ist mit diesen Übungen keine Magie
Es kommt darauf an, dass Dein Kind lernt, bei jedem Wort die Entscheidung groß oder klein zu treffen. Nur wenn das gelingt, kann es die Regel „Nomen schreibt man groß“ in anwendbares Wissen umwandeln und anwenden. Ich wünsche Dir viel Spaß beim Üben.
Auch dieser Artikel könnte für Dich interessant sein: Schwierigkeiten beim Lesen lernen.
Und wenn Du noch mehr Infos zum Thema Lese- und Rechtschreibschwäche suchst, dann melde dich für unsere wöchentlichen Lerntipps an.
3 Schritte für ein erfolgreiches Legasthenietraining
Gut informierte Erwachsene sind die größte Hilfe für Kinder mir LRS. Darum haben wir den kostenfreien Videokurs für Dich erstellt. Melde Dich zu unseren wöchentlichen Lerntipps per Mail an und starte direkt mit Video 1!
3 Antworten
Bitte das erste Posting löschen.
Mein Sohn ist in der 2. Primarstufe. Er weiss was Nomen sind, kann es aber nicht immer umsetzen.
War für mich sehr interessant diesen Artikel zu lesen.
Die Erklärung warum Kinder meistens alle Wörter klein schreiben, fand ich einleuchtend. Die Übungen werde ich mit meinem Enkel morgen ausprobieren. Die Daumenübung wird ihm am besten gefallen. Danke für die Tipps.
Der Artikel ist interessant und ich werde die Tipps ausprobieren. Was aber nicht berücksichtigt wird ist, wenn der Satzanfang klein geschrieben wird. Wo könnte da das Problem liegen und wie könnte man üben, damit das nicht mehr passiert?