Lesen und Schreiben lernen beginnt schon vor der Schule!
Lesen und Schreiben lernen beginnt nicht erst in der Grundschule, sondern bereits im Kindergarten. Um mit dem Lesen und Schreiben in der 1. Klasse gut zu starten, müssen die sogenannten Vorläuferfähigkeiten gut ausgeprägt sein. Dazu gehören
- die phonologische Bewusstheit und
- das Arbeitsgedächtnis.
Das Arbeitsgedächtnis können wir nicht so stark beeinflussen, aber es entwickelt sich während der Grundschulzeit noch.
Die phonologische Bewusstheit kann man trainieren und gerade im Vorschuljahr sollten wir darauf achten, dass Kinder hier fit werden.
Stopp!
Was ist die phonologische Bewusstheit denn?
Die Phonologie ist die Lehre von den Lauten. Und die phonologische Bewusstheit beschreibt, wie gut wir Laute erkennen und wahrnehmen.
Im Kindergarten sollten Kinder Reime gut erkennen können. Diese ganzen alten Kinderreime sind also durchaus zu etwas nutze.
Auch die Fähigkeit, den Anfangslaut eines Wortes herauszuhören, gehört dazu.
Beispiel: Welche der folgenden Wörter fangen mit M an? Mantel, Auto, Mama.
Diese Fähigkeiten kann man im Kindergarten sehr gut trainieren. Dazu gibt es verschiedene Programme:
Eine Zeit lang wurden diese Programme in vielen Kindergärten angewandt, doch leider erlebe ich hier einen starken Rückgang.
Lesen und Schreiben lernen in der Grundschule!
Lesen und Schreiben lernen ist ein Prozess, der viele Teilfertigkeiten umfasst, die aufeinander aufbauen. Wenn ein Puzzleteilchen nicht richtig funktioniert, dann kann dieser Prozess empfindlich gestört werden.
Versuche Dich zurück zu versetzen in die Zeit, als Du Lesen und Schreiben lernen solltest. Geht nicht?
Dann ab in die Zeitmaschine!
Da Du die Buchstaben ja bereits kennst, ersetzen wir sie einfach durch andere Zeichen. Ich mache es Dir auch einfach. Du kannst die Bedeutung der Zeichen immer wieder nachschlagen. Und Du musst sie nicht auswendig lernen.
e = !; i = „; u = §; h=$; t=%; s = &; ß=(
$!§%! „&% !& $!“(
Sieht ein bisschen wie eine Geheimschrift aus – oder? Genau das ist es für einen Leseanfänger ebenso. Unsere Buchstaben sind ein Code und den gilt es zu entschlüsseln.
Ich habe in der Zeile oben den üblichen Code durch einen anderen Code ersetzt. In der Fachsprache reden wir daher tatsächlich von decodieren.
Konntest Du den Satz entziffern? Ganz schön mühselig zu jedem Zeichen erstmal den richtigen Laut zu suchen. Das ist die Leistung, die jeder Erstleser erbringt.
Als zweiten Schritt müssen die Laute auch noch zu einem Wort zusammengezogen werden.
Also egal wie langsam Dein Kind liest, es vollbringt eine enorme Leistung!
Dieser erste Leseprozess heißt alphabetisches Lesen. Das leitet sich vom Wort Alphabet ab.
- Zunächst den Buchstaben einem Laut zuordnen, dann
- die Laute in der richtigen Reihenfolge zusammenziehen.
Wenn eine diese beiden Fähigkeiten eingeschränkt ist, gestaltet sich das Lesen und Schreiben lernen schwierig. Leider wird das nicht immer bei der Förderung berücksichtigt.
Ich helfe Dir, Dein Kind an dieser Stelle zu unterstützen.
Lesen und Schreiben lernen – Buchstabe für Buchstabe!
Analog dazu verläuft das Schreiben lernen. Das Kind spricht sich ein Wort vor, versucht die einzelnen Laute zu erkennen und dann jedem Laut einen Code – den richtigen Buchstaben – zuzuordnen. Im Artikel LRS Diagnostik findest Du dazu weitere Infos und Hilfe zum Schreiben lernen.
Bleibt ein Kind in dieser Strategie zum Lesen und Schreiben lernen hängen, tut es sich dauerhaft schwer, da es im Tempo nicht mithalten kann.
Die alphabetische Lesestrategie wenden gute Leser auch noch an und zwar immer dann, wenn sie ein unbekanntes Wort lesen, wie zum Beispiel idiosynkratisch .
Fassen wir zusammen, wie das alphabetische Lesen auf Wortebene funktioniert:
- Zeichen (Buchstaben) werden einem gesprochenen Laut zugeordnet.
- Die so erkannten Laute müssen zu Wörtern zusammengeschliffen werden.
Willst Du wissen, ob Dein Kind an dieser Stelle fit ist?
Zu mehr als 80% lesen geübte Leser jedoch anders.
Lesen und Schreiben lernen – der innere Wortspeicher!
Bei geübten Lesern werden Wörter als Einheit abgespeichert und auf einen Blick erkannt. Du kennst das bestimmt.
Du siehst Wörter und erkennst ihre Bedeutung ohne zu lesen. Der Fachbegriff dafür lautet lexikalisches Lesen. Die Wörter sind wie in einem Lexikon bei Dir abgespeichert. Bevor Kinder ganze Wörter abspeichern beginnen sie, sich einzelne Silben zu merken.
Dieser Schritt vollzieht sich bei vielen Kindern in der 2. Klasse. Aber eben nicht bei allen. Für Kinder, bei denen das nicht „plangemäß“ geschieht, wird es schwierig. Denn ab der 3. Klasse werden die Lesetexte länger und mit der alphabetischen Lesestrategie können sie dann nicht mehr mithalten.
Der lexikalische Speicher wirkt sich auch auf die Rechtschreibung aus. Wenn Kinder Wörter als Einheit abgespeichert haben, können sie sie viel schneller richtig abrufen, als wenn sie Buchstabe für Buchstabe ein Wort mühsam abhören und verschriften müssen.
Liegt ein Leseproblem an dieser Stelle, hilft eine gezielte Unterstützung am besten.
Was braucht Dein Kind zum Lesen und Schreiben lernen?
- Arbeitsgedächtnis
- Phonologische Bewusstheit
- Buchstaben den passenden Lauten zuordnen
- Laute zu einem Wort zusammenziehen
- Einen lexikalischen Wortspeicher
Leseprobleme können auf jeder dieser Ebenen entstehen. Daher ist es so wichtig, dass man mit Kindern nicht einfach Lesen und Schreiben übt, sondern ganz genau herausfindet, an welcher Stelle im Leseprozess sie stehen geblieben sind und die Förderung dann genau darauf abstimmt.
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