Bei der Dyskalkulie- / LRS-Förderung  gezielt  die  Konzentration verbessern!

in Kind sitzt am Tisch, wirkt abgelenkt und bemüht sich, sich zu konzentrieren – typische Szene aus der Lernförderung bei LRS oder Dyskalkulie

 Konzentration als Nebenprodukt?

Dyskalkulie- und LRS-Förderung soll betroffenen Kindern helfen, mit dem Lesen, Schreiben und Rechnen besser zurechtzukommen. Fördereinheiten müssen daher speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sein und sich an ihrem Leistungsstand orientieren. Aber auch die Konzentration dürfen wir stärken, denn die Aufmerksamkeitsspanne lässt sich trainieren und unterstützt natürlich auch den Erfolg im Lesen, Schreiben und Rechnen.

Hast du auch manchmal das Gefühl ein Kind ist unkonzentriert? Es schweift permanent ab, alles dauert dreimal so lange und das Ergebnis ist auch noch fehlerbehaftet? Und dann kommt der Satz: Konzentrier dich doch mal! Im Prinzip eine gute Idee, aber meistens schießt sie mit einem leichten Vorwurf aus uns raus.

Und hast du dir schon mal überegt, was Konzentration ist?

 

Was ist Konzentration?

Mach mal kurz Pause und versuch, diese Frage in zwei, drei Sätzen zu beantworten. Schreib’s dir auf, wenn du magst.

Fertig? War das einfach?

Dann herzlichen Glückwunsch. Besonders, wenn es so einfach war, dass du es auch einem Grundschulkind erklären könntest.

Ein Schüler hat mir mal gesagt:
„Konzentrieren? – Das kann man nicht erklären – das muss man einfach machen, wenn es die Erwachsenen sagen.“

Puh. Wie soll ein Kind mit einer solchen Vorstellung von Konzentration sich konzentrieren?

Etwas weiter hilft die Definition aus dem Dorsch-Lexikon:

Konzentration wird häufig mit Aufmerksamkeit gleichgesetzt, obwohl es eine Vielfalt von verschiedenen Formen der Aufmerksamkeit gibt. Konzentration ist die Fähigkeit, Handlungen absichtsvoll zu steuern und ihre Ausführung zu kontrollieren.“

Wer konzentriert ist, lenkt seine Aufmerksamkeit gezielt auf eine Aufgabe – und blendet andere Reize aus. 

 

Kann man Konzentration trainieren?

Ich selber hab da als Kind so meine Schwierigkeiten gehabt. Ich war immer das Kind, das

  • neben den ganz „normalen Fehlern“ auch noch ganz viele Flüchtigkeitsfehler gemacht hat. 
  • auf dem Kindergeburtstag unter Garantie den Kakao auf die weiße Tischdecke geschüttet hat. 
  • regelmäßig irgendetwas (Turnzeug, Heft, Kakaogeld, Busfahrkarte) vergessen hatte.

Als Erwachsene habe ich dann zur Meditation gefunden. Hast du mal versucht zu meditieren? Zack da kommen dann die Gedanken an die Einkaufsliste, die Mail an die Kollegin, der Streit von gestern, der Termin von morgen. 
Willentlich fokussieren klingt in der Theorie super, erfordert aber regelmäßiges Training.

 

Und wie fühlt sich das fürs Kind an?

Stell dir mal vor, du bist acht Jahre alt.
Du hast heute schon zwei Misserfolge hinter dir, dein Kopf ist voll, du bist müde und dann sagt jemand zu dir:
„Jetzt konzentrier dich doch mal!“

Was du hörst, ist: „Du strengst dich nicht genug an.“
Was du fühlst, ist: „Ich bin zu langsam, zu abgelenkt, einfach nicht gut genug.“

Was du bräuchtest, wäre jemand, der sagt:
„Ich sehe, dass es dir gerade schwerfällt. Lass uns gemeinsam schauen, wie du deinen Fokus zurückbekommen kannst.“

5 Dinge, die du über Konzentration & Aufmerksamkeit wissen solltest

  1. Konzentration lässt sich trainieren.
    Die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit gezielt zu steuern, kann durch Wiederholung und sinnvolle Rituale gestärkt werden.
  2. Was wir oft tun, prägt unsere Aufmerksamkeitsstruktur.
    Kurze Clips, schnelle Wechsel, ständige Benachrichtigungen? Dann trainieren wir genau das: Sprunghaftigkeit.
  3. Konzentration braucht Pausen.
    Ohne Ruhe keine Fokussierung. Das Gehirn kann nicht dauerhaft auf Empfang sein.
  4. Achtsamkeit hilft, den Fokus zurückzuholen.
    Nicht die Ablenkung ist das Problem – sondern ob wir den Weg zurück finden. Achtsamkeit ist der innere Kompass.
  5. Kinder spüren, ob du wirklich da bist.                                                                                       Aufmerksamkeit ist immer auch Beziehung. Wenn du beim Förderkind mit dem Kopf woanders bist, merkt es das sofort – und schaltet selbst ab. Deine Präsenz ist das stärkste Konzentrationssignal.

 

Aufmerksamkeit kann sich auch in die falsche Richtung entwickeln

Unser Gehirn passt sich immer an. Das gilt für positive Lernprozesse und ebenso für unbewusste Gewohnheiten, die unsere Aufmerksamkeit schwächen.

In sozialen Medien, vielen Games und Onlineformaten wechseln Inhalte im Sekundentakt. Alles ist schnell, laut, bunt, unterhaltsam – aber nur für den Moment.
Unsere Aufmerksamkeitsspanne wird dabei genutzt – aber nicht für Ausdauer, sondern für Sprünge.

Diese ständige Reizüberflutung trainiert eine andere Form von Aufmerksamkeit:
kurz, flüchtig, ablenkbar.

Das betrifft nicht nur Jugendliche. Auch Kinder, Eltern, Lehrkräfte und Lernbegleiter sind davon betroffen – wir alle leben in einer Welt, die von „nächsten Impulsen“ lebt.

Und je häufiger das passiert, desto schwerer fällt es, längere Zeit bei einer Sache zu bleiben – sei es beim Lesen, Zuhören oder konzentrierten Arbeiten.

Im Lern-Ort findest du praxiserprobte Weiterbildungen:

 

Was können wir dem entgegensetzen?

Wir brauchen keine Digitalverbote oder erhobenen Zeigefinger sondern Räume, in denen Aufmerksamkeit wieder zur Erfahrung wird.

🔸 bewusste Pausen
🔸 klare, reizärmere Lernsettings
🔸 einfache Atemübungen oder Fokusroutinen
🔸 echte Präsenz vorgelebt, nicht nur gefordert

Unser Gehirn ist plastisch. Es verändert sich ständig.

Aufmerksamkeit ist nicht angeboren wie die Augenfarbe – sie ist trainierbar.

 

Konzentration vorleben statt einfordern

Konzentration macht in unserer Gesellschaft vielen Menschen zu schaffen.
Wir leben im Multitasking-Modus, springen gedanklich zwischen Reizen, Apps, To-dos.

Warum sollte es unseren Kindern da besser gehen?

Ich erinnere mich noch gut an das erste Schild, das ich für den Lern-Ort bestellt hatte.
Ich war stolz. Schnell zwischen zwei Aufgaben die Bestellung abgeschickt.
Als es kam, stand da in großen Lettern:

„Hilfe bei Legasthenie und Dyskakulie“

Fehler gefunden?
Der Dyskalkulie fehlte ein „l“.
Und das mir!

So ist das mit der Konzentration.

 

Konzentration bei Kindern: 5 Schlüsselbegriffe verständlich erklärt

  1. Aufmerksamkeit
    Die Fähigkeit, Reize auszuwählen und sich gezielt einer Sache zuzuwenden. Sie ist begrenzt – und wird durch Übung, aber auch durch Gewohnheiten geprägt.
  2. Konzentration
    Ein Zustand vertiefter Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Aufgabe über einen längeren Zeitraum. Konzentration ist willentlich steuerbar – aber nicht unendlich haltbar.
  3. Reizverarbeitung
    Das Filtern, Sortieren und Verarbeiten von Sinneseindrücken. Bei zu vielen Reizen (z. B. Bildschirm, Geräusche, Push-Nachrichten) wird das Gehirn schnell überfordert.
  4. Achtsamkeit (Mindfulness)
    Bewusstes Wahrnehmen des gegenwärtigen Moments – ohne Bewertung. Achtsamkeit hilft, Ablenkung zu bemerken und in die Konzentration zurückzukehren.
  5. Dopamin

    Ein Botenstoff im Gehirn, der Motivation und Belohnung beeinflusst. Kurze Reizkicks (z. B. Likes, schnelle Level-Ups) feuern Dopamin an – und machen es schwer, bei weniger aufregenden Aufgaben dran zu bleiben.

 

Was Achtsamkeit mit Lernen zu tun hat?

Achtsamkeit bedeutet

– im Hier und Jetzt sein
– sich auf eine Sache fokussieren
– Gedanken ziehen lassen und zurück zum Fokusthema kommen

Erinnert dich das an etwas? Genau: Es klingt fast wie die Definition von Konzentration.

Und jetzt sei mal ehrlich im Unterricht, in der Förderung oder zu Hause: Wie oft bist du nur auf eine Sache fokussiert?

Achtsamkeit beginnt bei dir

Wenn du mit einem Kind arbeitest – im Training, im Unterricht, im Gespräch – dann gehört dieser Moment ihm.
Nicht dem Handy, nicht der Klassenarbeit, nicht deinem Kalender und nicht dem Gedanken an den nächsten Schüler.

 

Mini-Achtsamkeitscheckliste für den Förderalltag

👉 Zu Beginn der Stunde: 5–10 bewusste Atemzüge.
👉 Dann gemeinsam klären: Worauf konzentrieren wir uns in den nächsten 15 Minuten?
👉 Wenn die Gedanken abschweifen: liebevoll zurückholen.´

Fazit:

Willst du Konzentration fördern, musst du sie vorleben. Denn Kinder hören nicht nur, was du sagst – sie spüren, ob du mit deinen Gedanken da bist oder nicht.

 

Wer hier schreibt:

Mehr Infos zu unseren Ausbildungen findest du hier.

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